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Systemtest: ReactOS

Aus den ersten Blick zeigt sich ReactOS im vertrauten Gewand eines klassischen Windows-Betriebssystems. Doch der erste Eindruck täuscht, dieses Betriebssystem basiert weder auf Windows, noch auf Linux oder einem anderen System. Die Besonderheit, ReactOS ist Windows nachempfunden und will vollständig kompatibel sein, ohne dabei auf den geschützten Microsoft-Code zurückzugreifen.

Erstmals tauchte ReactOS schon 1996 unter dem Namen „FreeWin95“ auf. Es sollte eine kostenlose Alternative zum damaligen Windows 95 darstellen, die gleichzeitig Windows-Programme ausführen kann. Allerdings erst 2003 wurde die erste Version mit grafischer Benutzeroberfläche veröffentlicht. Seither befindet sich ReactOS zwar in ständiger Entwicklung, liegt allerdings auch heute noch nur in einer Alpha-Version vor.

Installation

Die Installation verläuft kinderleicht und schnell. Das ist auch nicht weiter verwunderlich, da das Image kaum 130 Megabyte umfasst. Komplizierte Einstellungen müssen nicht vorgenommen werden, das Setup-Programm des Basissystems erledigt automatisch alle relevanten Einstellungen, die lediglich noch bestätigt werden müssen und eignet sich damit auch für weniger versierte Anwender. Wenn anschließend der grafische Installationsprozess startet, sind die wichtigsten Voreinstellungen bereits aktiv und das System automatisch wird eingerichtet. Lediglich Benutzernamen, Passwort und Computername sollten individuell festgelegt werden.

Installation des ReactOS-Basissystems

Benutzeroberfläche

Sobald der Installationsprozess nach nur fünf bis zehn Minuten (abhängig von der verbauten Hardware) abgeschlossen wurde, startet ReactOS in den von klassischen Windows-Systemen bekannten Desktop. Arbeitsplatz, Eigene Dateien, Netzwerkumgebung, Startmenü alles wirkt vertraut.

Die Menüführung ist wie aus Windows bekannt durch das Startmenü zugänglich, das auch klar durch die jeweiligen Bezeichnungen nachempfunden wurde. Es finden sich hier die Programmliste mit Untermenüs, zuletzt verwendete Dokumente, diverse Systemeinstellungen, Hilfe und Support sowie die jeweiligen Felder zur Benutzer-Abmeldung und dem Herunterfahren des Systems. Erstaunlich flexibel zeigt sich das System bei Farben und Bildschirmauflösung, hier gab es nahezu keinerlei Probleme.

Programme, Funktionen und Netzwerk

Verschiedene, aus Windows bekannte Programme sind an Bord: Texteditor, Eingabeaufforderung, Solitär, Rechner und Zeichenprogramm, das sogar den Namen „Paint“ trägt.

Einen Browser sucht man vergebens, dieser muss nachinstalliert werden. Der ReactOS-Explorer jedenfalls funktioniert nicht, wie aus alten Windows-Systemen bekannt, gleichzeitig auch als Internet-Browser. Bewährt haben sich hier entweder Mozilla Firefox oder Opera – beide allerdings auch in nicht-aktueller Version. Dazu liefern die Macher den Anwendungsmanager, der viele bekannte freie Software wie den Browser Firefox und weitere liefert. Auch bekannte Software aus der Windows-Welt lässt sich installieren, im Test jedoch gelang die Installation mit aktuellen Programmen eher selten, ältere Programmversionen hingegen ließen sich meist ohne Probleme ausführen.

Als Produktivsystem untauglich

In der Praxis zeigt sich ReactOS deutlich unfertig. Dazu muss natürlich nochmals Erwähnung finden, dass das Betriebssystem nur im Alpha-Stadium vorliegt.  Viele Systemprogramme wie der Explorer verhalten sich eher problembehaftet. Abgeschnittene Texte, fehlender Cursor, in aktiven Fenstern verschwindende Mauszeiger, einfrierende Anwendungen und pixelige Grafiken machen das Arbeiten unter ReactOS nicht gerade angenehm.

Netzwerkumgebung im ReactOS-Explorer

Die Installation vieler Programme bereitet Probleme und endet oft in einem „Bluescreen“.

Als problematisch erwies sich das Einrichten des Netzwerks. Anfangs gelang es nicht, das Betriebssystem online zu bringen, da die Installation der dafür notwendigen Treiber stets fehlschlug. Nach mehreren Versuchen entstand zwar doch noch eine Internetverbindung, der Zugriff auf Netzwerkgeräte und freigegebene Ordner gelang jedoch bis zum Schluss nicht.

Fazit

Trotz den großen Problemfeldern präsentiert sich ReactOS als schnelles und durchaus vielversprechendes System, das seinen Anwender auf jeden Fall viel Potenzial spüren lässt und einmal näher betrachtet werden sollte. Es bleibt zu hoffen, dass die zukünftige Entwicklung schneller vorangeht und das Projekt bald als alltagstaugliche Alternative zur Verfügung steht. Nähere Informationen zum Projekt selbst sind auf der Projekthomepage zu finden, dort kann auch das Betriebssystem selbst kostenlos als Boot- oder Live-CD heruntergeladen werden.

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