Firefox: Browser in der Krise
Mozilla Firefox steckt in der Krise. Dabei stieg der Browser 2002 wie der Phoenix aus der Asche. Phoenix war auch der ursprünglich geplante Name des Browsers. Die Entwicklung begann aus dem Quellcode des bekannten Netscape Navigators, der dem in Microsoft Windows vorinstallierten Internet Explorer in den „Browser-Kriegen“ unterlag und 2008 endgültig verschwand. Es folgte eine jahrelange Dominanz des Microsoft-Browsers, der sich an keinerlei Standards orientierte, starke Sicherheitslücken aufwies und unter Webentwicklern viel graues Haar erzeugte.

Firefox-Vorfahre: Netscape Navigator 3.04
Um die lange Geschichte der Browser-Kriege etwas zu kürzen, Firefox war der Retter in der Not. Er bot Sicherheit, stetige Entwicklung und Features, auf die man bei Microsofts Internet Explorer vergeblich wartete. Tabbed-Browsing, Private-Mode oder Marketplace für Erweiterungen, nichts dieser heute üblichen und sehr komfortablen Funktionen kannte der damalige Platzhirsch Internet Explorer.
Browser-Entwicklung März 2010 – März 2020, weltweit
Die Übersicht der vergangenen zehn Jahre zeigt den langsamen und stetigen Abstieg von Firefox. Während andere wie Safari oder Opera meist konstant blieben, setzte Google Chrome unaufhaltsam seinen Höhenflug fort. Nicht in der Grafik zu sehen, der Internet Explorer-Nachfolger Microsoft Edge, der Internet Explorer selbst stürzte durch ausreichende Alternativen am Markt jedoch noch schneller ab.
Microsoft Edge überholt Firefox
Ende 2018 verkündete Microsoft, mit Edge auf die Chromium-Engine setzen zu wollen und die eigene Engine EdgeHTML nicht mehr weiter zu entwickeln. Damit gibt es de-facto nur noch Chromium (bzw. Blink) und die Firefox-Quantum-Engine (ehemals Gecko). Kritiker sehen ein identisches Schicksal auf uns zukommen wie schon damals, als Netscape dem Internet Explorer unterlag.
Es gibt nur noch den dominanten Platzhirsch Chrome, der sich ausschließlich um eigene Standards bemüht und die Web-Entwicklung um Jahre zurückwirft – oder auch selbst nicht mehr relevant entwickelt und zum Sicherheitsrisiko wird. Wahrscheinlich hätte es niemand für möglich gehalten, dass ein Microsoft-Browser jemals wieder Mozilla Firefox einholt, doch genau das ist nun im April 2020 geschehen. In der Statistik steht Firefox fortan auf Platz 3.
Für die Mozilla-Corporation bzw. Firefox häufen sich die schlechten Nachrichten. Mussten erst viele Mitarbeiter entlassen werden, weil sich die Umsätze nicht wie erhofft entwickelten, kommen auch die vielmals angekündigten neuen Produkte nicht wie gewünscht an. So zum Beispiel das mobile Betriebssystem FirefoxOS, das sich schnell als Flop herausstellte. Die Hauptquelle Mozillas besteht aus Einnahmen mit der Suche und einer Google-Kooperation.
Der Abstieg
Viele Ursachen führten letztendlich zum Niedergang von Firefox. Leider war Firefox noch nie als ressourcenschonendes Programm bekannt, die veraltete und überladene Code-Basis, das lange fehlende Multithreading, dafür wurden ständige Änderungen am Benutzerinterface höher priorisiert – letztendlich waren das keine gute Entscheidungen. Zumindest was die Performance angeht, kann man mittlerweile genau so gut bei Chrome ansetzen.
Man kann nun pingelig negative Gründe an Firefox oder nach schlechten Entscheidungen Mozillas suchen, aber egal wie akribisch man sucht, den entscheidenden Beitrag dazu geleistet hat der mächtige Suchmaschinengigant Google, der zum im Gegensatz winzigen Mozilla eine gigantische Werbemaschinerie anlaufen ließ. Betrachtet man das Web außerhalb von Chrome, wird jede Google-Webseite, jeder Dienst und jedes Tochterunternehmen den Chrome-Browser anpreisen.
Schon 2014 war das Internet fest in Googles Hand. Entscheidend war auch das mobile Betriebssystem Android, das natürlich für Chrome die perfekte Distributionsplattform darstellte. Schnell stellte Google den hauseigenen Suchindex auf die mobile Version um und noch schneller dazu stürzte Firefox in die Bedeutungslosigkeit. Eine Vielzahl des heutigen Webverkehrs erfolgt tatsächlich über mobile Geräte, wer möchte da die oft spärlich ausgestatteten Flash-Speicher von Smartphone und Tablet noch zusätzlich mit einem Browser belasten.
Könnte Firefox verschwinden?
Dem ehemaligen Technik-Chef Andreas Gal war schon 2017 klar, dass der Niedergang des Firefox nicht mehr aufzuhalten ist. Man kann anhand des Verlaufs der obigen Grafik gut ablesen, dass sich der Browser auf dem Weg in die Bedeutungslosigkeit befindet. Was die Zukunft bringen wird, ob Mozilla noch ein großer Clou gelingen wird um ihn wieder fest zu etablieren, kann man nicht realistisch vorhersagen. Möglicherweise wird Firefox nur noch ein kleineres Dasein fristen. Vom jetzigen Zeitpunkt aus gesehen, wird der Browser aber nicht dauerhaft vom Markt verschwinden.