Die unterschätzten Folgen der Automatisierung

Seit Beginn der Industrialisierung fürchtet der Mensch, dass seine Arbeitskraft von Maschinen ersetzt werden könnte. Dieses Thema ist alles andere als neu. Im späten 18. Jahrhundert war die Angst vor der Veränderung gesellschaftlicher Strukturen groß. Handwerker wurden durch die Fabrik-Automatisierung mehr und mehr verdrängt, sodass sie keine andere Wahl hatten, als ebenfalls in solchen Fabriken zu arbeiten. Dort wurden immer mehr Abläufe mit Hilfe von Maschinen erledigt, anstatt wie zuvor von Hand.

Aus heutiger Sicht und heutigem Jargon wäre die Zahl der „Insolvenzen“ horrend gewesen. Tatsächlich stieg die Anzahl der Beschäftigung und dabei wurden die Fabrikbesitzer immer reicher, deren Arbeitnehmer aber immer ärmer – daraus entstanden unter anderem die bekannten Werke von Karl Marx und Friedrich Engels.

Nur schöne Worte für die industrielle Revolution

Karl Marx beschrieb in diversen Werken umfangreich, wie die Industrialisierung die Menschen ausbeutet und ihre Arbeitskraft letztendlich ersetzen wird. Der Begriff Automatisierung existierte schon damals. Er prophezeite außerdem eine Massenarmut, Verelendung und Epidemien. Der heutige Standpunkt ist eindeutig, Marx hatte unrecht, seine düsteren Zukunftsprognosen haben sich nicht bewahrheitet. Alle profitierten von der industriellen Revolution, dem explodierenden Wohlstand und alle Kritik war nur hysterische Schwarzmalerei. Historisch gesehen ist dieses verbreitete Meinungsbild allerdings falsch.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts veränderte die zweite Phase Industrialisierung das Wirtschaftssystem grundlegend. Die erste Phase begann bereits Ende des 18. Jahrhunderts. Die Modernisierung hielt in den Städten Einzug, was dazu führte, dass mit der immer schnelleren Entwicklung neuster Maschinen große Mengen ohne viel Aufwand günstig produziert werden konnten (Massenproduktion). Die bis dahin herkömmlichen Betriebe, ihre Produktionsmethoden und ihre Arbeiterschaft in der Kleinstadt oder der ländlichen Region, waren nicht länger in der Lage, ihre Waren zu einem gleichwertigen Preis abzusetzen, beziehungsweise noch länger von ihrer Arbeit zu leben. Ihnen blieb daher keine andere Wahl, als ebenso in die technisierten Städte zu ziehen (Urbanisierung), und ihre Gewerbe dabei aufzugeben.

Was im Loblied auf die industrielle Revolution fehlt

In den Fabriken verrichteten die Arbeiter fortan die selben Tätigkeiten mit Hilfe von Maschinen, aber für erheblich weniger Lohn. Die Folgen waren nicht, wie heute gerne behauptet wird, ein in kürzester Zeit explodierender Wohlstand für alle und bahnbrechende Entwicklungen in Rekordzeit. Viel mehr wurde privilegierte Oberschicht noch vermögender, während die Unterschicht immer ärmer wurde. Ein Problem, das auch im Deutschland des 21. Jahrhunderts wieder verstärkt auftritt.

Armut, prekäre Arbeitsbedingungen von 14 bis 18 Stunden pro Tag, Hungersnöte, Unruhen und Krankheiten waren die Folgen. Durch die Urbanisierung entstand zudem eine horrende Wohnungsnot. Klingt bekannt, denn auch dieses Problem findet sich beginnend in der Gegenwart wieder. Elendsviertel mit improvisierten Baracken und Hütten dehnten sich massiv in den meisten industrialisierten Städten aus. So entstand auch ein Überangebot an Arbeitskräften, was die prekären Arbeitsbedingungen durch die große Auswahl noch weiter verschärfte.

Die Umweltbedingungen verschlechterten sich durch die Verelendung zunehmend: Vermüllte Straßen, mit Fäkalien und anderem Unrat verunreinigte Bäche, Flüsse und Gewässer, die gleichzeitig wiederum als Trinkwasserquellen dienten. Epidemien traten vermehrt auf und die Sterblichkeit wuchs massiv an. Dies zeichnet das Bild einer typischen Großstadt in Zeiten der industriellen Revolution.

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts, in der dritten Phase der industriellen Revolution, begannen sich diese katastrophalen sozialen, hygienischen, Umwelt- und Arbeitszustände zu verändern. Dies war also kein Prozess, der nur über wenige Jahre stattfand, sondern über mehr als ein Jahrhundert.

Am Ende bleibt also festzuhalten, dass die menschliche Arbeitskraft zwar nicht ersetzt wurde, wie Marx prophezeite, wohl aber die von ihm beschriebenen prekären Lebens- und Arbeitsbedingungen, die sich über lange Zeit hielten. Eine Veränderung der Zustände ging auch nicht durch die zunehmende Technologisierung, die Massenproduktion, Automatisierung, sich dadurch stetig verbessernde Lebensumstände und folglich eine Explosion des Wohlstands einher, wie man heute vielfach hört, sondern durch (soziale) Unruhen und Aufstände.

Zweite und dritte industrielle Revolution

Der Begriff Zweite industrielle Revolution trat 1936 erstmals auf. Die genaue Definition sowie die zeitliche Zuordnung ist unter Historikern umstritten, da sie sich in Europa durch die Hochindustrialisierung und in Amerika durch die Rationalisierung unterscheidet. Grund dafür sind wahrscheinlich die beiden Weltkriege, da sich Europa und Amerika hierdurch abweichend voneinander entwickelten. Ab 1970 trat die Dritte industrielle Revolution mit der Technologisierung ein.

Vierte industrielle Revolution: Industrie 4.0

Künstliche Intelligenz (KI) oder engl. Artificial Intelligence (AI), ist ein Bereich der Informatik. Kurz umschrieben handelt es sich dabei um intelligente und lernfähige Computerprogramme, die fähig sind Ideen zu entwickeln und Probleme zu lösen. KI ist aber nicht nur einfach ein steifes Programm, das festgelegten Abläufen folgt, sondern in der Lage ist, (maschinell) zu lernen. Was sich nun nach reiner Sciencefiction anhört, ist tatsächlich bereits Realität. Beispielsweise hat Googles KI das erste Sonnensystem mit acht Planeten entdeckt.

Die Digitalisierung an sich ist nur eine Vorstufe, zum Problem kommt es erst durch die resultierende Automatisierung. Sie beschreibt Prozesse, die vollautomatisch ablaufen und zwar ohne, dass es dabei menschliches Zutun benötigt. Auch hierbei handelt es sich hauptsächlich um computergesteuerte Abläufe, die viele heute noch gängige Tätigkeiten überflüssig machen wird.

Während es in der (ersten) industriellen Revolution zwingend notwendig war, dass jemand die neu entstandenen Maschinen bedient und die entstandenen Produkte weiterverarbeitet, sind heutige Faktoren andere. Heute kann man dabei auf Menschen gänzlich verzichten. Die Stichworte hierzu heißen Automatisierung und künstliche Intelligenz (KI/AI) beziehungsweise maschinelles Lernen.

Hartnäckiger Irrglaube

Noch hält sich der Glauben hartnäckig, dass die sogenannte Industrie 4.0 eine Vielzahl an neuen Jobs entstehen lassen und genau so nichts passieren werde, wie während der ersten industriellen Revolution. Dennoch könne man sich vorausschauend vorbereiten und durch „lebenslanges Lernen“ vorbereiten. Wie schon erwähnt, heutige Bedingungen sind andere.

Fundierte Studien hingegen sprechen bereits davon, dass in wenigen Jahren schon 800 Millionen Jobs durch die Automatisierung vernichtet werden. Während des Weltwirtschaftsforum in Davos 2019 sind sich Unternehmer wie auch Lobbyisten einig, bis zu 80 Prozent ihrer Mitarbeiter entlassen zu wollen. Spätestens ab diesem Punkt können wir Begriffe wie Schwarzmalerei und Panikmache wohl ad acta legen.

Kaum neue Jobs entstehen

Wird die Automatisierung medial thematisiert, hört man zuhauf, sie werde genau so viele Jobs entstehen lassen wie wegfallen und überhaupt noch viel mehr neue Arbeitsplätze schaffen. Eine Milchmädchen-Rechnung. Zweifelsohne werden neue Jobs entstehen, Jobs die zwangsläufig der Automatisierung anlehnen und damit so gut wie vollständig automatisierbar, also hinfällig sind.

War es vor wenigen Jahren nur jeder fünfte Job der ersatzlos wegfallen wird, ist es aktuell schon jeder zweite. Bleiben werden wohl nur Jobs, die zwingend menschliche Interaktion benötigen. Die Eingrenzung auf Sozialberufe bildet die breiteste Basis. Man stelle sich nun die Anzahl der Erwerbstätigen allein in Deutschland vor (40 Mio. in Relation zu einer wachsenden Bevölkerungsdichte von derzeit 84 Mio.), die in die wenigen Berufe drängen – aus der Gesamtmasse heraus betrachtet. Man muss kein Pessimist sein um zu erkennen, dass das nicht funktionieren wird.

Nehmen wir an, es entstehen doch viele neue Jobs durch die Automatisierung. Ohnehin werden sie nicht von denen besetzt, deren alte Tätigkeiten verloren gegangen sind. Für den Schmid war es in früheren Zeiten kaum ein Problem zum Müller zu werden, heute hingegen sind die Bedingungen für eine Umorientierung sehr viel strikter. Der Bankkaufmann wird genau so wenig „Artificial Intelligence Interaction Designer“, wie zu Zeiten der industriellen Revolution der Kutscher zum Chauffeur wurde.

Umschulung? Zu teuer, der Kutscher ist mit all seiner theoretischen und praktischen Erfahrung auch schon zu alt. Und das gleiche war es, als es keine Chauffeure mehr benötigte. Sie wurden nicht einfach zu Bus- oder Taxifahrern, sondern arbeitslos oder in Handlangertätigkeiten angestellt. Gleiches ließ sich bei ausgedienten Handwerksberufen beobachten: Der Wagner, der Reepschläger, die Näherin, Schuhmacher, Gerber, Schneider und viele mehr.

Lebenslanges Lernen wirkt kaum entgegen

Nur mit „lebenslangem Lernen“ kann man der Automatisierung entgegenwirken, sagen heute Entscheidungsträger und Wirtschaftsexperten. Dies sei eine zwingende Voraussetzung der Digitalisierung und Allheilmittel gegen Arbeitslosigkeit. Gleichzeitig sind sich aber alle einig, dass dennoch die meisten Jobs wegfallen. Während Fort- und Weiterbildung in Unternehmen aus Kostengründen ungern gesehen, für Arbeitnehmer selbst kaum finanzierbar und auch eine breitere Aufstellung von Mitarbeitern in Unternehmen kaum gefragt sind, bestehen die Digitalisierungsstrategien von Unternehmen darin, Mitarbeiter abzubauen.

Druck und Existenzängste scheinen wohl immer noch der beste Motivator zu sein. Wie bereits erwähnt, die technischen Neuerungen der industriellen Revolution setzten zwingend jemanden voraus, der bedient und weiterverarbeitet. Dieser Punkt entfällt in der Industrie 4.0. Immerhin kann man heute schon „testen“, ob man als Arbeitnehmer/-in noch eine Perspektive hat.

Industrie 4.0 kaum mit industrieller Revolution vergleichbar

Die vierte Industrielle Revolution ist mit der ersten nur wenig vergleichbar, denn diese hatte die Revolutionierung bestehender Arbeitsprozesse zum Ziel, die Automatisierung hingegen die grundlegende Optimierung der Arbeitswelt. Es scheint, als könnte Karl Marx über 150 Jahre später doch noch recht behalten.

„Artificial intelligence is the biggest risk we face as a civilisation“
Elon Musk, 2017

„AI could be the worst event in the history of our civilization“
Stephen Hawking, 2016

Automatisierung vs. Grundeinkommen?

Das bedingungslose Grundeinkommen (BGE), vielfach diskutiert und meistens als bloße Sozialromantik abgetan. Kommunismus 2.0 und wie ja jeder weiß, Kommunismus funktioniert nicht. Gefolgt von der Aussage, dass ein BGE sowieso nicht finanzierbar sei, die Preise explodieren und die Menschen faul mache, folgt an dritter Stelle eines typischen Disputs meist die Feststellung, dass damit jedes Sozialsystem innerhalb kürzester Zeit kollabieren müsse.

Ohne nun näher auf die Frage eingehen zu wollen, ob ein Grundeinkommen «die Lösung» ist, wie man es vielleicht tatsächlich finanzieren kann oder was eine Alternative zu dieser Alternative darstellen mag, bleibt eine simple Feststellung: In Anbetracht der Ausgangssituation mit der Prognose, dass die Automatisierung allein in Deutschland schon bis 2025 mehrere Millionen Arbeitsplätze kosten und viele Millionen Arbeitslose produzieren wird, wird das Sozialsystem ohnehin kollabieren. Es finanziert sich schließlich durch Erwerbsarbeit.

Ein bedingungsloses Grundeinkommen ist also, glaubt man der Wirtschaft und ihren Experten, vollkommen unrealistisch. Doch wie realistisch ist der Appell jener Experten an die soziale Verantwortung und Ethik von Konzernen und Unternehmen? Eine folglich wundersam sozial werdende, kapitalistische Ökonomie? Die Geschichte der Menschheit und besonders die der Neuzeit zeigt anderes, als eine Wohlstandsgesellschaft, die nur für sich arbeiten lässt. Viel wahrscheinlicher ist, dass es wieder zu einer breiten Unterschicht (wie sich heute bereits mehr und mehr abzeichnet), Massenarbeitslosigkeit, Massenarmut und einer sehr privilegierten Oberschicht kommen wird.

Die Arbeit geht nicht aus, aber die Jobs

Für Job gibt es zwei geläufige Definitionen:

  1. Die „eingedeutschte“, aus den USA stammende Bezeichnung für eine vertraglich geregelte, bezahlte Anstellung mit einer zu verrichtenden Arbeit.
  2. Eine gesellschaftlich als minderwertig angesehene Tätigkeit, die ungelernten oder minderbegabten Menschen zugeschrieben wird und auch solche, die man nur des Geldes wegen verrichtet.

Die Arbeit ist nach wie vor da, wird nun aber von einer Maschine erledigt. Klassische Tagelöhner für schnelle und möglichst günstig auszuführende Jobs wird es in der automatisierten Zukunft noch viel häufiger geben als heute. So, wie es bereits in der ersten industriellen Revolution war nur, dass die Industriellen dann Leih- bzw. Zeitarbeitsunternehmen sind.

In Zukunft wird es eine Menge Allrounder benötigen – also die, die nach heutigem Maßstab „nicht wissen, was sie eigentlich wollen“, wie man in Personalabteilungen oft sagt. Längst beobachten wir die Verdrängung der normalen Vollzeitbeschäftigung und eine deutliche Zunahme atypischer Beschäftigungen. Der Prozess hat längst begonnen. Die Automatisierung kommt schleichend – von heute auf morgen wird sie nicht einschlagen, aber in den kommenden zehn bis 15 Jahren.


Ein Gedankenspiel…

Ohne eine Schwarzmalerei zu betreiben oder eine pessimistische Zukunftsprognose fällen zu wollen, ein Gedankenspiel zum Weiterdenken mit faktischem Hintergrund…

Goldenes Handwerk? Irrtum!

Schreibtischtätigkeiten und andere Bürojobs werden schon bald wegfallen. Wer braucht schon Bürokraten und „Sesselpupser“, die tun sowieso den ganzen Tag nichts. „Sei schlau, geh auf den Bau“, hieß es früher. „Das Handwerk ist unersetzbar“, tatsächlich aber steht das Handwerk nicht besser da. In China wurden bereits 2014 zehn Häuser in nur 24 Stunden aus dem 3D-Drucker gebaut. In Japan gingen vor kurzem die ersten Häuser aus dem 3D-Drucker in Serie. Auch Russland und die USA planen die Massenproduktion. Die einzigen Stellen an denen hier noch Menschen benötigt wurden, waren bei der Materialzufuhr des Druckers, Transport und Anschluss des Bauwerks an die örtliche Infrastruktur.

Maurer, Gipser, überflüssig. Vereinzelt ein paar Elektriker zum Anschließen an die Netze, ebenso vereinzelt Installateure. Ingenieure? Maschinenbauer? Mechatroniker? Anlagenmechaniker? Für diese Berufsgruppen wird es also eng. Hier können wir Architekten gleich mit ins Boot holen – die Maschine wird keinen Berechnungsfehler machen, der vielleicht die Statik eines Bauwerks gefährdet.

Aber irgendjemand muss doch die ganzen künstlichen Intelligenzen bauen und Instandhalten? Zumindest noch am Anfang.

Erntehelfer? Unnötig. In Zukunft können auch das Maschinen – inklusive der Weiterverarbeitung, Beförderung und Lagerung von Gütern. Überhaupt wird Obst und Gemüse zukünftig weniger auf Äckern angebaut, sondern hygienisch und geschützt vor Schädlingen, Tierfraß und Krankheiten in Hallen bzw. sog. „Gemüsefabriken“. Auch das ist bereits Realität – in Japan. Beim Friseur sieht es auch nicht besser aus, Kopf in die modernisierte Haube strecken, auf dem Bildschirm daneben die Frisur auswählen und die Maschine macht den Rest. Gärtner und Landschaftsdienstleister dürften allerdings gute Aussichten haben. Für KI und Automatisierung ist hier eher wenig Spielraum vorhanden.

Verkäufer? Auch die benötigt es heute schon nicht mehr. Amazon und andere testen bereits seit einiger Zeit erfolgreich Lebensmittelgeschäfte ohne Verkaufspersonal. In Frankreich gibt es längst Supermärkte, die den gewählten Artikel schon scannen und abrechnen, wenn er vom Käufer erst in den Einkaufswagen gelegt wird. Der lokale Handel wird sterben. Einkäufe, egal ob es sich dabei um Lebensmittel, Kleidung oder andere Waren handelt, werden zukünftig ausschließlich online durchgeführt. Berater, Vertreter und anderes Fachpersonal, bereits in der Gegenwart wird dies überwiegend online maschinell erledigt, und das entsprechende Personal nach und nach entlassen. Auch für Reinigungskräfte sieht es nicht rosig aus.

Auch akademische Berufsgruppen vor dem Aus

Schon heute sind Ärzte ein Bisschen überflüssig. Eine Datenbank, gefüllt mit dem fundierten, globalen medizinischen Wissen, ein Bildschirm und eine Webcam genügen, um die Krankheit zu diagnostizieren – auch das ist schon Gegenwart und wurde während COVID-19 praktisch angewendet. Ersetzen wir den Arzt mit einem medizinisch ausgerichteten ChatGPT, wird es düster.

Komplizierte Operationen in Kliniken werden schon länger mit hochpräzisen medizinischen Geräten durchgeführt – zwar noch mit menschlicher Unterstützung, aber auch das liegt im realistischen Fähigkeitsbereich der KI – somit entfällt der Chirurg. Vom kleinsten Wehwehchen zum hochkomplizierten Eingriff, „Menschen machen Fehler, Roboter nicht“.

Richter, Anwälte? Überflüssig! Beide Gruppen zusammen sind menschlich voreingenommen, sympathisieren vielleicht mit einem Täter und urteilen nicht mehr objektiv. Die zukünftige Straftat wird per KI verhandelt. Innerhalb von Sekunden wird anhand einer Gesetzes-Datenbank das Strafmaß festgelegt und das Urteil gefällt.

Geschäftsführer, Manager oder andere Entscheidungsträger? Sie haben einst aus wirtschaftlichen Gründen beschlossen, große Teile Ihrer Belegschaft durch Automatisierungstechnik und KI zu ersetzen, aber jetzt sind auch sie überflüssig, denn die KI trifft viel wirtschaftlichere Entscheidungen, kann ich sekundenschnelle Abwägungen und Einschätzungen fällen und stets im Besten für die Firma handeln.

MINT, Berufe mit Zukunft? Von wegen!

Die heute in IT- oder allgemein mathematischen Berufen tätigen Menschen legen den Grundstein. Ein einziger Programmierer kann mit nur einem einzigen Kopierbefehl Millionen künstlicher Intelligenzen programmieren – in wenigen Sekunden. Wenn der Bestand erst einmal vorhanden ist, übernimmt die KI das selbst und der verbleibende Programmierer wird auch überflüssig. Support und Beratung? Heute bereits oft überflüssig, ob an der Börse oder im Versicherungsunternehmen, die KI trifft längst als Robotrader und Versicherer Entscheidungen – sogar schon bei der Personalauswahl. Vollautomatisiert funktioniert auch der ganze Rest, von der Herstellung bis zur Wartung.

Die Welt von Morgen wird noch viel vernetzter sein als heute. Die KI wird uns von A bis Z kennen und wissen, was Zahlungskräftige wollen und brauchen. Sie wird unsere Spiele programmieren, unsere Anwenderprogramme und Systeme – Programmierer? Kein Beruf mit Zukunft! Vollautomatisierte Fabriken stellen diese Produkte ohne menschliches Zutun her – nicht einmal in der Anlieferung über autonome Fahrzeuge und Transportsysteme benötigt man einen Menschen. Anfallender Müll wird noch vor Ort recycelt oder weiterverarbeitet – somit ist auch der Müllmann hinfällig.

Vielleicht wird es noch einige wenige Assistenztechniker geben, die wie die Elektriker-Kollegen nur noch ein paar Bauteile zusammenstecken.

Taxi, Bus, Bahn, Schiff, Flugzeug und selbst das Familienauto wird autonom gesteuert, es benötigt keinerlei menschliches Personal mehr zur Beförderung von Fahrgästen. Autonome Fahr- und Flugzeuge werden nicht nur einfach bereits seit längerem erfolgreich getestet, erste autonom fahrenden Busse wurden 2018 schon in Betrieb genommen und autonom fahrende Privat-PKW sind längst käuflich.

An der Musik und den Filmen der Zukunft sind auch keine Menschen mehr beteiligt. Weder hinter noch vor der Kamera. Generierte Musikstücke und erste Filme sind längst Realität. Noch braucht es dazu allerdings jemanden, der zumindest richtungsweisend im Hintergrund und bei der Vermarktung arbeitet.

Hoffnung nur für wenige Berufsgruppen

Für Mitarbeiter in Pflegeberufen gibt es Hoffnung. Pflegeberufe sind heute kaum begehrt. Der körperliche Aufwand ist horrend, Druck und Stress sind massiv und das Gehalt unangemessen gering. Altenpflege, Krankenpflege, Behindertenpflege und ähnliche Berufe. Hier werden menschliche Emotionen, Einfühlungsvermögen, Sympathie und Kontakte zwingend benötigt – das kann die KI zumindest noch nicht und auch mit der Automatisierung wird es hier schwer.

Journalisten und Entertainer könnten auch eine gute Überlebenschance haben, schließlich wollen wir auch in Zukunft Nachrichten erfahren und unterhalten werden – für Moderatoren wird es allerdings eng. Nachrichten ohne Moderation gibt es längst.

Der Wohlstand, den wir uns über die Jahrzehnte aufgebaut haben, lässt das gar nicht mehr zu!

Ein Irrtum! Um es nicht noch weiter in die Länge zu ziehen, das dachten sich mit Sicherheit auch die Bewohner des römischen Reichs. Außerdem die Ägypter, die Griechen, die Osmanen bis in die Neuzeit. Noch in den 1970er-Jahren war der Irak das wohlhabendste Land im Nahen Osten: Ein hoher Lebensstandard, ausgebautes Sozialwesen, moderne Infrastruktur und Gesundheitsversorgung. Die Geschichte wiederholt sich. Wir sprechen nicht gleich von unserem Untergang, aber vom Fall dessen, was wir heute Wohlstandsgesellschaft nennen.

Alles ferne Realität oder gar Sciencefiction? Hätte man vor wenigen Jahrzehnten jemandem erzählt, dass es heute ein batteriebetriebene, schnurlose Telefone mit integriertem Terminkalender, Postfach, Musikspieler mit Anbindung an eine globale Datenbank für die Hosentasche gibt, wäre man zweifellos für verrückt erklärt worden. Viele der heute alltäglichen Dinge wären noch vor wenigen Jahren lediglich als Stoff für Sciencefiction-Bücher und -Filme durchgegangen.